Vorab die Geschichte zu
"Mein Lachen ist Weinen"
Am 29. März 1943 sitzen
- ein Amtsgerichtsrat und
- zwei Medizinal-Oberärzte -
wahrscheinlich am langen Tisch des damaligen holzvertäfelten Sitzungs- und allmorgendlichen Arztbesprechungszimmers im Verwaltungsgebäude der Provinzial-Heilanstalt Gütersloh.
Sie bilden an diesem Tag das mobile Bielefelder „ErbgesundheitsGericht“, und sie beschließen dort im 20-Minuten-Takt über die „Unfruchtbarmachung“ von insgesamt 11 Patient*innen.
Erna Kronshage wird dort als dritter „Fall“ laut damaliger uns vorliegender Vorab-Planung der Verwaltung von 8.40 bis 9.00 Uhr „vorgeführt“, wie es im amtsdeutsch im Sitzungsplan heißt: Ohne Anwalt - nur mit der wohl mehr schweigend mitfühlenden dabeisitzenden Schwester als die vom erkrankten Vater bevollmächtigte Beistandsperson, die gerade sechs Wochen zuvor selbst ihr erstes Kind geboren hatte - wird über diese endgültige Maßnahme der Sterilisation "gegen den Willen der Betroffenen - bzw. ihres gesetzlichen Vertreters" in erster Instanz entschieden …
Und Erna - sie lacht bei der Anhörung vor lauter Aufregung und Verlegenheit und Einschüchterung zwischendurch einmal wahrscheinlich ob dieser surreal anmutenden Situation auf.
Und auf die Frage der Herren, warum sie denn ausgerechnet jetzt lache, antwortet sie schlagfertig mit dem eigentlich tiefgründigen Satz :
- „Mein Lachen ist Weinen“ …
In der Beschluss-Fassung steht dazu wörtlich der Vermerk*):
- „In der mündlichen Verhandlung machte Erna Kronshage noch einen gespannten Eindruck und lachte unmotivirt [sic!] auf. Sie äußerte, ihr Lachen sei Weinen. Sie lache über ihren Charakter".