DIE ZUGEWIESENE ROLLE DER FRAU IN
NAZI-DEUTSCHLAND
Hitler sagt zur Rolle der Frau 1934 u.a. ...:
"Wir empfinden es nicht als richtig, wenn das Weib in die Welt des Mannes, in sein Hauptgebiet eindringt, sondern wir empfinden es
als natürlich, wenn diese beiden Welten geschieden bleiben. (…) Was der Mann einsetzt an Heldenmut auf dem Schlachtfeld, setzt die Frau ein in ewig geduldiger Hingabe, in ewig geduldigem Leiden und
Ertragen. Jedes Kind, das sie zur Welt bringt, ist eine Schlacht, die sie besteht für Sein oder Nichtsein ihres Volkes.“
Nach erfolgreich abgeschlossener Volksschulzeit (1929-1937) mit dem recht guten Notenschnitt von 1,78 auf dem Abschlusszeugnis bekommt Erna Kronshage zunächst als „Haustochter im elterlichen Betrieb“ auf dem Bauernhof der Familie eine noch oft für junge Frauen damals übliche Dienst-Anstellung – „zum Erlernen der Hauswirtschaft durch Mittun“ – „zur sinnvollen Überbrückung der Zeit bis zur eigenen Hochzeit“.
Die Rolle der Frau ist also eindeutig zugewiesen: Sie "benötigt" keine eignständige Ausbildung, sondern wird "angelernt" als Hausfrau, Ehefrau und Mutter.
Erna muss als „Haustochter“ keine BDM- oder Pflichtjahr-Veranstaltungen absolvieren, war aber jetzt regelrecht dienstverpflichtet in der inzwischen als kriegswichtig deklarierten Landwirtschaft zuhause.
Als allmählich immer mehr „alleingelassene“, einzig noch verbliebene feste Mitarbeiterin auf dem Hof der Eltern verweigert sie jedoch im Herbst 1942 plötzlich - wohl
ausgebrannt und überfordert - diese dienstverpflichtende Mitarbeit. Wohl auch, weil sie mit der eintönigen schweren Arbeit körperlich überfordert ist - und "intellektuell" unterfordert wird - und
gleichzeitig innerlich vereinsamt - ohne adäquate Gespächs- und SozialpartnerInnen wegen des Krieges. Ihre Eltern sind bereits über 40 Jahre älter als sie.
Neben Arbeitsbeschaffung und völkischer Agrarpolitik sollten sozialpolitische Leistungen für „verdiente Volksgenossen" die Attraktivität des NS-Staates steigern. Von großer Bedeutung hierfür waren Massenorganisationen wie die von Robert Ley geführte „Deutsche Arbeitsfront" (DAF) und die „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt" (NSV). Die DAF, 1933 anstelle der Gewerkschaften gegründet, um alle „schaffenden Deutschen" klassenübergreifend zu „betreuen", fand vor allem durch ihre Abteilung „Kraft durch Freude", durch Betriebsfeste, Kulturveranstaltungen oder erschwingliche Ferienreisen positive Resonanz. Auch die NSV versuchte den Glauben an die Errungenschaften der „Volksgemeinschaft" zu fördern, indem sie Spendensammlungen für Bedürftige, Geschenkaktionen und Schulspeisungen organisierte, eigene Kindergärten betrieb, die Kinderlandverschickung und das Hilfswerk „Mutter und Kind" organisierte und die Jugendfürsorge ausbaute.
Parteiliche „Fürsorge" und staatliche Wohlfahrtsleistungen waren jedoch meist mit einer sozialen Begutachtung und erbbiologischen Prüfung verbunden. Sie kamen nur denen zugute, die als „erziehungsfähig", politisch unbedenklich und „erbgesund" galten, und waren untrennbar verknüpft mit der Ausgrenzung von Unangepassten und „Minderwertigen". Zudem war die Fürsorge mit klaren familien- und geschlechterpolitischen Leitbildern verknüpft. Die NS-Politik betrachtete die Familie als soziale und biologische „Keimzelle des Volkes" und sah für Frauen vor allem die „naturgegebene" Rolle als Hausfrau, Mutter und „Erzeugerin erbgesunden Nachwuchses" vor. Das signalisierten auch spezielle Erziehungspläne für Frauen und Mädchen in der Schule, im „Bund deutscher Mädel" (BDM) oder in der NS-Frauenschaft, Initiativen zur Verdrängung von Frauen aus Studium und Beruf sowie Prämien und Auszeichnungen für „gebärfreudige Volksgenossinnen".
Die Ausrichtung auf das Idealbild der „deutschen Mutter" wurde jedoch wiederholt infrage gestellt – nicht nur durch Frauen, die sich den familienpolitischen Vorgaben oder sittlichen Normen des Regimes entzogen, sondern auch von Seiten der Wirtschaft, die unverändert auf das weibliche Arbeitskräftereservoir zugriff. Zumal im Zweiten Weltkrieg: Im Bezirk des Landesarbeitsamts Rheinland nahm die Zahl der erwerbstätigen Frauen zwischen 1938 und 1943 um knapp 30 Prozent zu, während die regionale Pressepropaganda zunehmend den „Arbeits-" und „Kriegseinsatz" der „Volksgenossinnen" hervorhob.
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