"Ohne
Gnade"
NS-"Euthanasie" und der Wert - die Würde - des menschlichen Lebens
Für die Nationalsozialisten besaß ein Mensch nur dann einen Wert, wenn er arbeitsfähig und produktiv war. Zwischen 1939 und 1945 wurden bis zu 300.000 Menschen ermordet, deren Leben nach der NS-Ideologie als "nicht lebenswert" galt.
Nach Berechnung von Experten hat ca. jeder achte Deutsche ein "Euthanasie"-Opfer unter seinen Vorfahren. Nach offiziellen Zahlen wird von 200.000 bis 300.000 Menschen ausgegangen, die im Rahmen der Aktion T4 und der späteren wilden "Euthanasie" in den Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1939 und 1945 starben. Viele Aspekte der nationalsozialistischen Krankenmorde sind bis heute unerforscht. Gleichzeitig beeinflussen sie bis heute unsere Gesellschaft in der Diskussion über Inklusion, den Umgang mit Behinderten und Randgruppen. In den Familien der Opfer haben sie ein Trauma hinterlassen. Das Schicksal ermordeter Angehöriger wurde aus Scham totgeschwiegen. Viele Nachkommen machen sich erst jetzt auf Spurensuche. Sie brechen das Schweigen, erforschen und erzählen das Schicksal ihrer ermordeten Angehörigen. Damit rühren sie an alte Wunden – und heilen sie zugleich. Anhand von drei Opferbiographien zeichnet die neue Dokumentation "Ohne Gnade" das perfide System der "Euthanasie" im Nationalsozialismus nach und begleitet Angehörige auf ihrer Suche nach der Wahrheit.
Ab wann ist ein Leben lebenswert? Und: Ist ein Menschenleben mehr wert als ein anderes? In der NS-Ideologie hing der Wert eines Lebens von dessen Wert für die Gesellschaft ab. Auch heute noch scheinen die Gedanken, dass es einen unterschiedlichen Wert von Leben gibt, nicht gänzlich aus unseren Köpfen verschwunden zu sein. Es ist von Designerbabys die Rede und im Rahmen der Corona-Pandemie auch von der Triage, der Priorisierung medizinischer Hilfeleistungen bei unzureichenden Ressourcen.
In der Gesprächssendung "Ohne Gnade – Welches Leben ist lebenswert?" diskutiert Andreas Bönte mit der
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